„Liebe Community, wir suchen ein Logo. Schickt uns doch mal eure Vorschläge.“
Die „Crowd“ bei der Logo-Entwicklung mit einzubeziehen hat Hochkonjunktur. Selbst Unternehmen – oder sagen wir Startups – bedienen sich der Intelligenz der willigen Masse und setzen auf die günstige Art der Logo-Entwicklung. Aber funktioniert das auch? Führt das zu einem brauchbaren Ergebnis?
Pro Argumente
Es spricht einiges dafür seine Community zu aktivieren:
Hohes Engagement
Die Zielgruppe wird frühzeitig mit einbezogen und aktiviert. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Projekt kann zu einer höheren Bindung an die Marke führen. Auch die Identifikation steigt, da es durch die Mitarbeit ein Stück weit zum eigenen Projekt geworden ist.
Mehr Aufmerksamkeit
Die Diskussion um ein neues Logo schafft in der Regel zusätzliche Aufmerksamkeit, da der Prozess nicht verborgen, sondern in der Öffentlichkeit stattfindet.
Geringe Kosten
Nicht selten winkt als Belohnung für das beste Logo lediglich ein symbolischer Gegenwert (vergünstigtes Produkt). Damit wird die Entwicklung von unzähligen Logo-Varianten sehr günstig. (Auf die urheberrechtlichen Fragen gehe ich an dieser Stelle nicht ein.)
Was dagegen spricht
Wie der Titel des Beitrags bereits erahnen lässt, gibt es aber auch gewichtige Argumente, die gegen ein ”Logo der Masse“ sprechen.
Fragwürdige Qualität
Eine große Menge an Logos garantiert nicht im Ansatz eine auch nur ausreichende Qualität der Gestaltung. Eine Vielzahl der Logoentwürfe würde schon aus formalen Kriterien rausfallen – sofern sich zumindest die Entscheider damit auskennen. Da keine Fachleute beauftragt werden, sondern Laien, ist also trotz hoher Quantität nicht gleich auf hohe Qualität zu schließen.
Durchschnitt statt Exzellenz
Je höher die Beteiligung, desto besser das Ergebnis? Falsch! Die Mehrheit hat nicht immer Recht. Sie spiegelt den Durchschnitt wider. Durchschnitt ist jedoch der Angstgegner einer starken Marke.
Fehlendes Profil
Vorausgesetzt es besteht eine genügend große Community, die sich beteiligt, sind in kurzer Zeit unzählige Ideen verfügbar. Agenturen und Designer hingegen präsentieren in der Regel nur 1-5 Varianten. Warum ist diese hohe Quantität bei den Nachteilen aufgeführt? Aus einem einfachen Grund: Bevor ein professionelles Logo erstellt wird, gibt es eine Beschreibung, was das Logo ausdrücken, welche Botschaft es transportieren soll (Briefing). Grundlage dafür ist eine Marke mit einer Strategie und eine klare Positionierung. Ich habe jedoch noch nie einen Community-Logo-Wettbewerb gesehen, bei dem es vorher ein profiliertes Briefing gab.
Mehr als massenhafte Ideen
Ein Logo ist kein Schönheitswettbewerb, bei dem die Masse nach Geschmack entscheidet. Ein Logo ist ein Instrument des Marketings und hat einen Zweck zu erfüllen. Es muss in seiner komprimierten Form den Kern der Marke transportieren und ein klares Statement abgeben. Nebenbei soll es noch leicht verständlich, attraktiv und wiedererkennbar sein. Darüber hinaus muss es in jeder Größe funktionieren, in Farbe sowie in Schwarz-Weiß, es muss ausreichend Kontrast aufweisen usw. Erfüllt das Logo seinen Zweck, ist es ein gutes Logo. Tut es das nicht, lässt man lieber die Finger davon.
Damit dürfte klar sein, dass ein Logo mehr ist, als branchenübliche Assoziationen auf kreative Weise zu arrangieren. Und auch, dass Ottonormalverbraucher damit überfordert sind.
Wie die Community wirklich helfen kann
Ja, man darf/kann/soll seine Community bei der Logo-Entwicklung einbeziehen. Eine starke Community bietet die Chance die Logo-Entwicklung sinnvoll zu unterstützen. Zum richtigen Zeitpunkt, mit den passenden Fragen eingesetzt, kann sie wertvolles Feedback liefern. So kann z.B. der favorisierte Logo-Entwurf einer ausgewählten Gruppe vorab gezeigt werden, um die Wirkung bei der Zielgruppe zu testen. Aber die Entwicklung des zentralen Bausteins eines visuellen Auftritts sollte man nicht einer Community überlassen.
Foto: Markuks Jürgens / pixelio.de